Die Kraft der kollaborativen Ideenfindung

Brainstorming vs. Brainwriting

Kreativität ist eine zentrale Kompetenz

Kreativität ist neben kritischem Denken, Kollaboration und Kommunikation eine der vier wichtigsten (Lern-)Kompetenzen für das 21. Jahrhundert.1)-4) Kreativität ist insbesondere für all diejenigen unverzichtbar, die in Zeiten zunehmender Unsicherheit und steigender Komplexität entsprechende Herausforderungen mitgestalten wollen. Ob in der Produktentwicklung, im Marketing oder in der Kundenberatung: Der Fähigkeit, kreative Ideen zu generieren, ist entscheidend, um verfestigte Strukturen und Denkmuster zu überwinden.

Zwei weltweit bekannte Methoden, die auch in einem professionellen Umfeld häufig zur Anwendung kommen, sind das Brainstorming und das Brainwriting. Beide Methoden haben das Ziel, möglichst viele Ideen in kurzer Zeit zu generieren, um anschließend die besten Lösungen auszuwählen. Allerdings unterscheiden sie sich in ihrer Struktur und Herangehensweise. In diesem Artikel werden die Vor- und Nachteile von Brainstorming und Brainwriting kurz beschreiben.

Die Kunst des Brainstormings

Das Brainstorming ist eine bekannte Kreativitätstechnik zur Ideengenerierung und wird bis heute in vielen Unternehmen und Organisationen als die meistgenutzte Kreativitätstechnik eingesetzt. Alex F. Osborn veröffentlichte diese Methode 1942 in seinem Buch „How To Think Up“. Darin gab er der neuen Kreativtechnik den Namen Brainstorming.

Bei einem Brainstorming entwickelt eine Gruppe von Personen zu einem bestimmten Thema verschiedene Ideen und Lösungsansätze. Der Ansatz soll die Teilnehmenden ermutigen, ihre Gedanken spontan und frei zu äußern, ohne Angst vor Kritik. Durch freies Assoziieren und das Schaffen einer offenen Umgebung, in der jede Idee willkommen ist, kann das Brainstorming zur Erkundung neuer Perspektiven und zur Entwicklung unkonventioneller Lösungen führen.

Vorteile der Brainstorming-Methode:

  1. Durch die unmittelbare und spontane Äußerung von Gedanken können viele Ideen in kurzer Zeit generiert werden. Dabei gilt Quantität vor Qualität.
  2. Die geäußerten Ideen dienen als Anregung und werden ohne jede Diskussion und Bewertung assoziativ weiterentwickelt.
  3. Das unbeschränkte, divergente Denken unterstützt die Entstehung unkonventioneller, und auch verrückter Ideen bzw. Lösungsansätze.
  4. Die Interaktion der Teammitglieder fördert die Zusammenarbeit und ermöglicht vielfältige Perspektiven.

Nachteile der Brainstorming-Methode:

  1. Bestimmte Persönlichkeiten, insbesondere extrovertierte, neigen manchmal dazu, das Brainstorming mit ihren Ideenvorschlägen zu dominieren.
  2. Durch das laute Aussprechen von Ideen können unerwünschte Anker gesetzt werden, d.h. die als erste ausgesprochenen Ideen geben die Richtung der nachfolgenden Ideen vor.
  3. Teilnehmer könnten zögern, ihre Ideen auszusprechen, aus Angst vor Kritik oder um sozialen Erwartungen gerecht zu werden.
  4. Ohne klare Struktur kann es schwierig sein, die generierten Ideen im Nachgang zu organisieren und zu bewerten, insbesondere dann, wenn nur Schlüsselbegriffe oder Buzzwords die Idee oder den Lösungsvorschlag beschreiben.

Brainstorming richtig strukturieren

Eine häufig fehlende Struktur einer Brainstorming-Runde lässt sich dadurch kompensieren, indem z.B.

  1. die Ausgangslage für alle Teilnehmer der Brainstorming-Runde deutlich wird, indem diese als „Wie können wir ….?“-Frage sichtbar formuliert wird
  2. die Ideen bzw. Lösungsansätze durch den Ideengeber schriftlich fixiert und für alle sichtbar gemacht werden
  3. ein Prozessmoderator das Brainstorming leitet, auch um eine mögliche kognitive Fixierung zu verhindern. 

Die Kraft des Brainwritings

Anstelle der verbalen Kommunikation setzt das Brainwriting auf eine schriftliche Herangehensweise. Die Teilnehmenden halten ihre Ideen auf einem Blatt Papier fest, bevor sie diese mit der Gruppe teilen. Dieser Ansatz ermöglicht es dem Einzelnen, seine Gedanken zunächst unabhängig von anderen Personen aufzuschreiben. Die wechselseitige Anregung wird durch das Austauschen beschriebener Blätter oder Karten ermöglicht. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Brainwriting-Varianten entwickelt, die auf unterschiedlichen Austauschmechanismen und Blattformaten basieren (6-3-5 Methode, Rohrbach 1969; Kartenumlauftechnik, Geschka 2011).

Die Brainwriting-Methode zielt darauf ab, die Nachteile des Brainstormings zu überwinden und die Qualität der Ideen und Lösungsvorschläge zu verbessern. Die Vor- und Nachteile der Brainwriting-Methode sind: 

Vorteile der Brainwriting-Methode

  1. Jeder Teilnehmer hat die gleiche Zeit und Gelegenheit, seine Gedanken individuell festzuhalten, ohne Unterbrechungen oder Dominanz durch andere Teilnehmer. Dies zeigt den inklusiven Charakter der Brainwriting-Methode.
  2. Die schriftliche Vorlage ermöglicht eine strukturierte Diskussion und Analyse der Ideen oder Lösungsvorschläge nach Abschluss der Brainwriting-Runde.
  3. Die schriftliche Natur des Brainwritings reduziert den sozialen Druck und fördert eine offene Meinungsäußerung.
  4. Ein Brainwriting kann auch in digitaler Form mit den entsprechenden Werkzeugen durchgeführt werden.

Nachteile der Brainwriting-Methode

  1. Im Vergleich zum Brainstorming kann der Prozess des Brainwritings zeitaufwendiger sein.
  2. Der schriftliche Ansatz kann die spontane Interaktion und Dynamik innerhalb des Teams einschränken.
  3. Es besteht die Gefahr, dass Teilnehmer zu lange überlegen und ihre Ideen verwerfen, bevor sie ausreichend selbsterklärend formuliert sind.
  4. Teammitglieder könnten sich isoliert fühlen, da der persönliche Austausch fehlt.

 

Synergie von Brainstorming und Brainwriting

Die Kombination von Brainstorming und Brainwriting kann zu bemerkenswerten Ergebnissen führen, obwohl jede Methode ihre eigenen Vorteile und Nachteile hat. Beginnen Sie beispielsweise mit einer Brainwriting-Runde, um individuelle Ideen zu generieren, und führen Sie dann ein Brainstorming durch, um diese Ideen weiterzuentwickeln. Auf diese Weise können Teams das Beste aus beiden Ansätzen nutzen.

Tipps für ein erfolgreiches Vorgehen:
Um eine erfolgreiche Brainstorming- oder Brainwriting-Session zu gewährleisten, ist es wichtig, ein günstiges Umfeld zu schaffen, das psychologische Sicherheit, Kreativität und eine offene Kommunikation fördert. Im Folgenden finden Sie einige Tipps, wie Sie die Wirksamkeit dieser Techniken maximieren können:

  1. Vielfalt ist wichtig: Um die Wirksamkeit dieser Techniken zu maximieren, sollten Sie Teilnehmer mit unterschiedlichem Hintergrund und Fachwissen einladen, um die Entwicklung eines breiten Spektrums an Ideen zu fördern.
  2. Klare Ziele setzen: Definieren Sie das Problem oder Thema klar, um die kreative Energie der Teilnehmer zu bündeln.
  3. Unkonventionelle Ideen zulassen: Ermutigen Sie die Teilnehmer, unkonventionelle und unkonventionelle Ideen zu erforschen, ohne sie zu bewerten.
  4. Konstruktive Diskussion fördern: Sorgen Sie dafür, dass nach Abschluss des Brainstorming- bzw. Brainwriting-Session alle Ideen respektvoll diskutiert und auf der Grundlage ihrer Vorzüge bewertet werden.

 

Fazit

In der dynamischen und wettbewerbsorientierten Berufswelt von heute ist die Fähigkeit zu innovativem und kreativem Denken ein wertvolles Gut. Indem Sie Brainstorming und Brainwriting in Ihr Methoden-Repertoire aufnehmen, können Sie Ihre Fähigkeit, bahnbrechende Ideen zu entwickeln, deutlich verbessern. Ganz gleich, ob Sie ein Team leiten oder als Teammitglied daran teilnehmen, die Kenntnis und Anwendung dieser Techniken kann Sie im modernen Berufsleben zum Erfolg führen.

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Gerne stehen Ihnen unsere Experten für einen ersten telefonischen Kontakt zur Verfügung. Nutzen Sie hierfür am besten unser Kontaktformular „Virtual Coffee Break“.

 

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Quellen:

  1. Partnership for 21st Century Learning (P21) zurück, eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation, in der sich Wirtschaftsvertreter, Bildungsfachleute und am Gesetzgebungsprozess Beteiligte seit 2002 für die Bildung in einem digitalen Kontext einsetzen. 
  2. James A. Bellanca, Ron Brandt (2010). 21st Century Skills: Rethinking How Students Learn. Solution Tree.
  3. Bernie Trilling, Charles Fadel (2012). 21st Century Skills: Learning for Life in Our Times. Jossey-Bass Inc.
  4. OECD Lernkompass 2030, oecd.org